Der Bergfriedhof, Scheppener Weg 40 B, Fischlaken
Neue Friedhöfe werden dann gebraucht, wenn die alten an ihre Auslastungsgrenze stoßen. So folgten dem Friedhof auf dem Kirchberg die Friedhöfe Werden I an der Dückerstraße (1824-1876) und Werden II an der Kirchhofsallee (seit 1876). Für die Toten der Strafanstalt (1811-1928) gab es einen Begräbnisplatz an der Kellerstraße, später fanden sie ihre letzte Ruhe in einem Teilbereich an der Kirchhofsallee.
Schon nach fünf Jahrzehnten erwies sich der Friedhof Werden II als zu klein. Auf der Suche nach einem Zentralfriedhof für Werden, Heidhausen und ursprünglich auch Kupferdreh fand man ein passendes Terrain auf Grubenfeldern und Flächen der ehemaligen Zechen Aline und Paul sowie der Bauernhöfe Beitelsmann (vormals Lünink) und Sonnenschein in Fischlaken. Die ersten Pläne gab es bereits vor der Eingemeindung von Werden und Werden-Land 1929 nach Essen.
Dem Essener Gartenbaudirektor Rudolf Korte wurde die Verantwortung für den gesamten Ausbau übertragen. Am 9. März 1933 erfolgte der erste Spatenstich von vier Abschnitten. Der „Bergfriedhof“ sollte nicht nur Ruhestätte der Toten sein, sondern mit seinem parkähnlichem Charakter auch Naturfreunde ansprechen. Eine niedrige Bruchsteinmauer mit zwei schlichten Kreuzen auf den Eckpfeilern am Haupteingang lädt ein, die Offenbarung der letzten Zusammenhänge zwischen Himmel und Erde im Verbund mit Berg, Tal, Wald, Wind, Sonne, Wolken sowie ewiger Weite auf inzwischen 13,77 Hektar zu erfahren. Zwei weitere Zugänge gibt es am Scheppener Weg, einen vierten an der Hammer Straße.
Die offizielle Öffnung verschob sich wegen eines frostigen Winters ins nächste Jahr, erste Beisetzung war am 22. Februar 1934. Der bereits beteiligte Essener Architekt Otto Siepenkothen wurde 1936 mit dem Bau einer Friedhofskapelle und Leichenhalle beauftragt. Bildhauer Robert Propf aus Essen schuf über dem Eingang zur Kapelle eine segnende Christusfigur aus Muschelkalk. Gleich darüber im Dachreiter sollte das Glöckchen künftig jede Beerdigung einläuten. Ein Ehrenmal mit Gedenkstein nach dem Entwurf der seinerzeit in Werden lebenden Bildhauerin Ingeborg Bukor initiierte und finanzierte der Heimatpflegeverein.
Jährlich 200 bis 250 Bestattungen zählt die Abteilung Friedhöfe von Grün und Gruga auf dem Bergfriedhof, davon sind etwa ein Fünftel Urnenbeisetzungen. Platz ist für fast 13000 Gräber in vielfältigen Formen der Erd- und Feuerbestattung vorhanden.
Dem Ehrenmal gegenüber liegt eine Kriegsgräberanlage. An den 166 Stätten gibt es eine Hinweistafel zu den „Borbecker Jungs“, die noch kurz vor Kriegsende in Fischlaken am Kückelmannsbusch wegen Fahnenflucht erschossen wurden. Die 17 bis 21 Jahre jungen Männer aus Borbeck hatten seit März 1945 Genesungsurlaub und wollten nicht zu ihren Einheiten zurückkehren. Der Verrat durch einen Nachbarn führte zum Todesurteil.
In der Sichtachse von der Kapelle Richtung Süden liegt unterhalb des hölzernen Hochkreuzes die sogenannte Priestergruft. Hier ruhen kirchliche Würdenträger. Zu erwähnen sind auch Grabstellen von Franz Voutta (20.01.1876-17.07.1936, Schreiner in Werden, Volkskommissar, aktiv im Widerstand, angeklagt wegen Hochverrats, gestorben aufgrund der Misshandlungen bei Verhören), Rüdiger Schmidt (17.03.1888-20.04.1960, Generaldirektor im Bergbau, Berater der Bundesregierung in Kohlefragen), Antje Huber (23.05.1924-30.09.2015, Journalistin und SPD-Politikerin, 1976-1982 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit) oder Dr. Ludger Clasen (01.02.1953-30.05.2023, Germanist, Historiker, Journalist, Verleger, gründete 1987 die Sportfachzeitschrift Reviersport). Ehrengräber erhielten Kurt Joos (12.01.1901-22.05.1979, Tänzer, Choreograf, Tanzpädagoge sowie 1927 Mitgründer der Folkwangschule für Musik, Tanz und Sprechen, heute Folkwang Universität der Künste) und Horst Katzor (07.09.1918-02.12.1998, Ingenieur, SPD-Politiker, 1969-1983 Oberbürgermeister der Stadt Essen, wohnte in Heidhausen, Hinterm Rathaus).
Der Bergfriedhof ist auch Biotop für heimische Tiere. Rehe, Füchse, Dachse, Steinmarder, Hasen, Vögel oder Fledermäuse finden hier ein reich gedecktes Nahrungsbuffet, Krähen bevorzugen den Talg der Grablichter. Seit 2020 hat der junge Imker Florian Kammann vier Honigbienenvölker in den Restgebäuden des Hofes Beitelsmann angesiedelt. Dort lagert zudem das Arbeitsgerät für die Instandhaltung des Friedhofes.
Der JĂĽdische Friedhof auf dem Pastoratsberg in Heidhausen
Zu Zeiten der Abtei durften Juden zwar in deren Hoheitsgebiet arbeiten, aber nicht sesshaft werden. Das änderte sich erst nach der Säkularisation 1802. Die Familie des Joseph „Juspa“ Herz erhielt die Erlaubnis, in Werden Wohnsitz zu nehmen. Der Viehhändler und Metzger gründete 1808 die jüdische Gemeinde in der damals noch eigenständigen Stadt. Nach ihm ist eine Straße im Neubaugebiet „Grüne Harfe“ benannt.
Jeder jüdischen Gemeinde ist es wichtig, einen eigenen Friedhof zu besitzen. Die kleine Werdener Gemeinde nutzte den Friedhof der Glaubensgemeinschaft Kettwig vor der Brücke. Der lag an der heute zu Ratingen gehörigen Blomericher Straße, weit entfernt von Kettwig und für die Werdener Juden sehr schwer erreichbar.
1830 gestattete die königliche Regierung in Düsseldorf der israelitischen Gemeinde Werden einen dauerhaften Begräbnisplatz am Pastoratsberg zum Preis von zehn Talern. Zwischen 1831 und 1942 wurden hier 130 Personen jüdischen Glaubens zu Grabe getragen. Es waren Menschen aus Werdener Familien, Kupferdreh, dem Altenheim Rosenau und der Werdener Strafanstalt.
Judentum ist die älteste monotheistische Weltreligion. Gläubige sehen einen Friedhof als „Haus des ewigen Lebens“. Gräber haben eine unbegrenzte Ruhefrist und werden nicht neu belegt. Statt vergänglicher Blumen hinterlegt man einen kleinen Stein als Zeichen ewiger Verbindung. Der terrassenförmig angelegte Friedhof ließ allerdings die Ausrichtung der Gräber Richtung Jerusalem nicht zu. In der Denkmalliste Essen wurde er 1986 als Nr. 163 aufgenommen.
Trotz Schändungen in der NS-Zeit, 1966 und 2002 sowie Sturmschäden durch den Orkan Kyrill 2007 sind heute noch 63 Grabsteine vorhanden. Seit September 2025 informiert eine Gedenktafel. Das Gelände ist eingezäunt, ein Besuch mit Schlüssel unter Tel. 402171 möglich. Bitte das Tor nicht gewaltsam öffnen! Das wäre neben Sachbeschädigung auch noch Störung der Totenruhe.
Wanderweg 8,3 km, je knapp 100 m Anstieg und Gefälle, bequem zu gehen: Start TC Am Volkswald – nach unten zum ehemaligen Sportplatz – links durch Volkswald bergab – am zweiten Abzweig links leicht bergan bis Am Schwarzen – rechts über Hammer Straße in Scheppener Weg – rechts zum Bergfriedhof – geradeaus durch Haupteingang – sofort rechts vorbei an Kriegsgräberanlage und Ehrenmal – zweiter Weg links zum Ehrengrab von Horst Katzor in Guppe D – dem Weg in Gruppe D weiter folgen, bis zum Hauptweg mit Blick links nach oben zur Kapelle, rechts nach unten zum Hochkreuz – am Hochreuz Blick auf Priestergruft – vom Kreuz weiter ostwärts durch Gruppe E – erster Weg links nach oben – nach den Restgebäuden des Hofes Beitelsmann geradeaus – Bergfriedhof verlassen durch mittleren Ausgang in Straße Am Lünink – links Aloisstraße – links Fischlaker Straße – an Ampel über Heidhauser Straße – rechts und sofort links Verbindung zum Brosweg – rechts, nach Zahnrad links Verbindung zum Bellenbergsteig – rechts, später links Verbindung zum Kotthaushang – rechts, am Ende in Wald Küppers Büschken – über Querweg bergauf zur Straße Grüne Harfe – geradeaus Josef-Aust-Weg – rechts Barhover Feldweg – links auf Wiesenweg am Rand des eingezäunten Grünstreifens zur Straße Oberer Pustenberg – links, über Klemensborn in Pastoratsberg – geradeaus Richtung Jugendherberge – vorher rechts in Waldweg und dann links hinter Herberge herum – am Wegende links bergan zum Jüdischen Friedhof – weiter bergauf über Pastoratsberg in Wald – erster Weg rechts bis An der Altenburg – links zum ehemaligen Altenheim Rosenau – am Ende der Straße links bergauf zur Straße In der Pieperbeck – rechts bis Poller/Autosperre – links auf Wald- und Feldweg bis Barkhovenallee – geradeaus An der Braut – rechts Schaphausstraße – links in Spillheide – rechts Fußweg durch Kleingartenanlage Bremerstraße – über Landwehr nach unten – Heidhauser Straße/B 224 überqueren zum TC Am Volkswald.
An der von Meinhard Brummack für den Tennisclub und die Gastronomie durchgeführten Wanderung nahmen 29 Personen teil. Unterwegs überraschten Elisabeth und Klaus mit einem kleinen Imbiss, ergänzt durch Schnittchen von Anja und Kuchen von Karin. Nach der dreistündigen Wanderung verwöhnten dann Club-Gastronom Pietro Arcoria und sein Team mit leckeren Köstlichkeiten aus der italienischen Küche. Gemeinsam gesungene Lieder, die Meinhard mit Gitarre begleitete, ließen den Wandertag ausklingen. Eine Fotomappe zu den Themen der Wanderung und ein Informationsblatt zur Mitnahme lagen aus.
Meinhard Brummack, 10. November 2025
Quellen: WAZ, Werdener Nachrichten, Grün und Gruga Abteilung Friedhöfe
Foto (privat): Die Herbstwanderer des TC Am Volkswald
23. Herbstwanderung im Tennisclub Am Volkswald Samstag, 8. November 2025 Friedhöfe in Fischlaken und Heidhausen

